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Ausbau Fernreisemobil – Basisfahrzeug

Unsere Überlegungen zum "richtigen" Fahrzeug

Wie schon im Kapitel Grundüberlegungen beschrieben, muss man sich - nachdem man seine Reiseart (Dauer, Reiseziele) definiert hat - als erstes mit der Auswahl des richtigen Fahrzeugs befassen.

Für uns war klar, dass wir lange Fernreisen, ja ggf. ein jahreslanges Leben im Fahrzeug nicht mit unserem - sehr geliebten - Buschtaxi unternehmen wollen. Der zur Verfügung stehende Platz und die (fehlenden) Möglichkeiten der Isolation waren ausschlaggebend. Trotzdem kann auch ein solches Fahrzeug durchaus für manche das richtige Fahrzeug dazu sein. Für uns war es das nicht.

Auch mit Schlafdach war uns unser Buschtaxi zu klein für die "große Reise".

 

Die nächst größeren Fahrzeuge (VW-Bus, Sprinter, u. ä.), hätten uns vom Raumangebot her durchaus genügt, aber diese sind sehr selten in entsprechender Ausführung (Bodenfreiheit, Allrad) und entsprechendem Zustand (Allgemeinzustand, Laufleistung) zu bekommen. Wer jedoch ein neues Fahrzeug anschaffen will, wird hier durchaus fündig. Für uns schied ein Neufahrzeug jedoch aus. Nicht nur wegen dem Anschaffungspreis, sondern insbesondere weil wir moderne Fahrzeuge (noch) nicht für fernreisetauglich (bzw. dafür sinnvoll erachten).

Also blieb nur ein Allrad-LKW. Hier gibt es gut erhaltene Expemplare mit wenig Laufleistung und robuster Technik. In erster Linie spreche ich da von Fahrzeugen aus Armee- und Feuerwehrbestand oder von sonstigen Hilfsorganisationen. Heute ist die Auswahl nicht mehr ganz so groß wie vor 10, 15 o. 20 Jahren, als auch noch etliche Depotfahrzeuge der Bundeswehr ausgesondert wurden. Mittlerweile sind durch a) Verknappung des Angebotes und b) der irrsinnigen Nachfrage in den letzten Jahren, die Auswahl kleiner und die Preise deutlich höher. Obwohl man durchaus auch heute noch für überschaubares Geld etwas bekommt. Wir haben Ende 2016 unseren Mercedes 1222AF direkt von einer Gemeinde zu einem sehr fairen Preis gekauft.

Feuerwehrfahrzeuge sind in der Regel eine gute Basis: wenig Laufleistung, gut gepflegt, trocken gestanden. Wer den Umbau nicht scheut, kann kaum etwas falsch machen.

 

Was ist nun das richtige Fahrzeug?

"So klein wie möglich und so groß wie nötig."
Dieser Satz, auf die eigenen Bedürfnisse bezogen, passt wohl relativ gut.

Kleinere Fahrzeuge sind insgesamt günstiger (Sprit, Reifen, Fähren, Gebühren), wendiger, einfacher zu fahren, unauffälliger. Man fährt unbeschwerter unbekannte Wege, wo man z. B. nichts über kommende Brücken oder Engstellen weiß. Gerade bei der Suche des täglichen Schlafplatzes fährt man einfach mal in jeden Waldweg, auch wenn man nach zwei Kilometer merkt, dass es da nicht weitergeht und ein Wenden auch nicht möglich ist. Dann fährt man halt rückwärts. Mit einem LKW ist das schon deutlich schwieriger.

Brücken machen einem LKW-Reisenden eher Probleme, als dem Fahrer eines Geländewagens. Vor allem, wenn sie unverhofft nach rund 100km Rüttelpiste auftauchen und das Wasser darunter nicht zu furten ist...
Anderes Beispiel: Auch hier fährt man mit dem Geländewagen entspannter drüber, als mit einem Dickschiff.

 

Was spricht für einen LKW?

In erster Linie das Platzangebot (wobei da ein großer Kastenwagen schon recht nahe kommt). Die mögliche Zuladung und die damit verbundene Reserve. Man fährt - je nach Fahrzeug und Reisegewicht - nicht unbedingt am Limit des Fahrzeuges oder gar darüber. Das passiert bei einem Fahrzeug in Kastenwagengröße oder einem Pickup mit Wohnkabine sehr schnell. Allerdings kann man das auch durchaus bei einem falsch dimensionierten LKW schaffen, wie wir selbst bei unserem ersten Reise-LKW bewiesen haben.
Je nach Persönlichkeit wird ein LKW vielleicht auch etwas mehr Sicherheit vermitteln, da man aufrund der Höhe des Wohnbereiches eher für bösen Besuch schlecht zu erreichen ist. Dafür ist man allerdings auch für die vielen freundlichen Menschen eher etwas "weiter weg".
Die in der Regel günstigere Anschaffung hatten wir bereits erwähnt. Bleibt noch der Hinweis auf die robuste, für viele hunderttausend Kilometer gebaute Technik. Das gilt aber nur für Fahrzeuge, die nicht hoffnungslos überladen sind.

 

Die Fahrzeugklassen mit Vor- und Nachteilen im Überblick

Geländewagen

  • (+) klein, wendig
  • (+) geringe laufende Kosten (Sprit, Straßengebühren, Fähren)
  • (-) geringes Raumangebot
  • (-) schlechte Isolierung
  • (-) keine Stehhöhe
  • (-) gewichtsmäßig oft am oder über dem Limit

Kastenwagen (Sprinter u. ä.)

  • (+) Handling noch gut
  • (+) Raumangebot, Stehhöhe
  • (o) laufende Kosten (höher als beim Geländewagen, geringer als beim LKW)
  • (-) gewichtsmäßig eigentlich immer überladen
  • (-) selten mit ordentlicher Bodenfreiheit (gerade bei langem Radstand und typischer Bereifung)
  • (-) gute gebrauchte selten oder teuer

Allrad-LKW

  • (+) Raumangebot
  • (+) Zuladung
  • (+) einfache, robuste Technik gebraucht (noch) zu vernüftigem Preis zu bekommen
  • (-) Handling schlechter durch Breite, Höhe, Länge und Gewicht
  • (-) höhere laufende Kosten (Sprit, Gebühren, Fähren, Reifen)
  • (-) Bergung aufwendiger, wenn man die Kiste mal ordentlich versenkt hat

Man sieht, die berühmte "Eierlegende Woll-Milch-Sau" gibt es nicht. Am wichtigsten ist, dass das Fahrzeug zu den eigenen Ansprüchen passt. Die Nachteile lassen sich immer irgendwie in den Griff bekommen. Sei es durch entsprechende Ausstattung (zum Beispiel für Selbstbergungen), angepasste Fahrweise oder entsprechenden Aufwand beim Ausbau.

Wir haben uns für einen LKW entschieden. Warum ist es nun letztlich ein Mercedes 1222AF geworden. Warum ausgerechnet dieser? Nun, nachdem unser 7,5to-MAN-G90 wegen deutlicher Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichtes weichen musste, war klar, das wir eine Klasse höher gehen mussten. Dies bot gleichzeitig noch mal die Möglichkeit, eine Auswahl zwischen den verfügbaren Optionen zu treffen. Für diesen Mercedes (ehemaliges Feuerwehrauto) sprach zunächst mal der Anschaffungspreis. Dieser lag deutlich unter den Preisen der "üblichen Verdächtigen".

Zusätzlich sprach für einen Mercedes das Thema Ersatzteilversorgung. Dies eigentlich aus mehreren Gründen: Zunächst einmal ist Mercedes, was die LKW-Ersatzteilpreise angeht, ziemlich human. Dies kann ich als ehemaliger Kunde der MAN-Apotheke bestätigen. Ganz gesalzen sind wohl die Ersatzteilpreise für den Steyr 12M18, wie mehrere Bekannte von mir leidvoll erfahren mussten. Aber auch die Tatsache, dass diese Mercedes Baureihe (NG, SK) in sehr großen Stückzahlen gebaut wurden, wirkt sich positiv bei der Ersatzteilversorgung aus. Diese wurden in viel größerer Stückzahl als bei "Exoten" produziert und werden auch mehr vorgehalten. Dazu kommt, dass wegen der Menge an verkaufter Fahrzeuge, viele Ersatz- und Verschleissteile auch von mehreren Nachbauern angeboten werden. So ist die Auswahl größer und diese wirkt sich natürlich aus den Preis aus. Wir gehen auch davon aus, dass es bei einem Mercedes weltweit einfacher sein wird, Ersatz- und Verschleißteile zu bekommen. Da diese Baureihe so häufig produziert wurde, fahren natürlich auch in vielen Ländern solche Fahrzeuge herum und benötigen auch Teile. Wir sind allerdings nicht so blauäugig zu glauben, dass man vor Ort in irgendeine LKW-Bude reinspaziert und dort dann genau das benötigte Teil finden. Aber zumindest ist die Wahrscheinlichkeit größer. Das Thema Ersatzteilversorgung war für uns der Hauptgrund, uns gegen einen "Exoten" (sprich ein selten gebautes Fahrzeug) zu entscheiden. Und dazu zählt für uns leider auch der Steyr 12M18, auch wenn ich jetzt Entrüstung bei den Fans dieses Fahrzeuges auslöse...  😉

Noch ein Satz zu dem immer wieder zu hörenden Satz: "Ersatzteile verschickt mein Händler weltweit - kein Problem". Leider oftmals doch. Das Hauptproblem liegt häufig darin, diese Sendungen durch den Zoll zu bekommen. In manchen Ländern geht das nur, wenn man die Pakete als "Privatpaket" tarnt, weil gewerbliche Sendungen gar nicht erlaubt sind (nur über entsprechende Importeure). Wir selbst mussten erleben, dass der Versand eines Wellendichtringes aus dem MAN-Zentrallager in Deutschland zu einer offiziellen MAN-Werkstatt in Barnaul in Sibieren (immerhin eine Halb-Millionen-Einwohner-Stadt) mindestens 4 Wochen gedauert hätte. Eben wegen der Zollabfertigung. Und das war jetzt Russland, also nicht unbedingt ein Dritte-Welt-Land.
"Dann warte ich halt solange." - Gerne, wenn dein Visum noch reicht...  😉


Disclaimer - Achtung !!!
Alles was hier steht, ist unsere eigene, ungeschminkte Meinung und kann auch ganz falsch sein. Wir haben weder die Weisheit mit Löffeln gefressen - noch glauben wir das. Jeder darf gerne zu ganz anderen Überzeugungen kommen. Kein Problem. Aber vielleicht findet der ein oder andere hier ja für ihn interessante Punkte oder stolpert über Dinge, die er bislang übersehen hat.

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