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Almeria in Andalusien, Spaniens Rekordhalter wenn es um die Sonnenstunden geht.

Auf Andalusien habe ich mich schon viele Jahre gefreut. Mit dem Wohnmobil durch diesen Teil Spaniens zu fahren, das wollte ich schon lange. Voller Erwartung ging es in diesen Teil Spaniens.

Landwirtschaft ist hier in Almeria der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Sie wird hier in tausenden von Plastik-Gewächshäusern betrieben. Trotz vieler Sonnenstunden müssen die Bauern die feinen Gemüse und Obstsorten schützen und können mit ihren Plastikhäusern mehrmals im Jahr ernten. Schön anzusehen ist das nicht. Die Gegend um Almeria wird auch Plastikmeer genannt, so sieht es auch an vielen Stellen aus. Angeblich halten diese Häuser vier Jahre und sind zu 80 Prozent recycelbar. Oft flogen Plastikfetzen und lagen Befestigungsteile in der schönen Natur, ist das recyclen auf spanisch? Doch wir fanden die Plätze, die noch frei von Umweltverschmutzung und Zerstörung waren.

Calle Apache bei Murcia

Die Anfahrt war wieder einmal sehr holprig mit vielen Löchern auf dem Weg, der sicher keine Fahrstraße war. Etwa 300 m vor diesem Platz war ein Wohnhaus, dessen Zufahrt noch ganz manierlich war. Komisch war nur das am Abend ein Pkw aus der Richtung durch das Flussbett und den unwegsamen Weg ans Haus fuhr. Mein Rat schaut euch ein Auto das ihr hier kauft genau an, das Fahrwerk hat meistens viel mitgemacht. Was aber hier zählte war die Natur um uns. Wir haben viele Tierspuren entdeckt, doch leider keine Tiere. Die hatten wir sicher, als wir die Außendusche nutzten, vertrieben.

Auf der Fahrt von Murcia über Totana und Lorca merkte man das man näher zur spanischen Wüste kam. Wir schreiben den 11. März und haben eine Außentemperatur von 29 Grad Celcius.


es wird noch heißer
Via Ferrata del Ciervo

Stefan versuchte sich zwischendurch als Kletterer in einem ausgetrockneten Wasserfall. Brach aber schnell ab, nicht wegen Wassermangel, eher fehlende Kondition und Werkzeug.

Wir fanden an vielen Ecken unberührte, wunderschöne Landschaften. Dafür musste ich aber oft bei Schnappatmung und Augen zu, die Strecken, die Stefan wählte, aushalten. Wobei dieses Mal Stefan die Strecke auch nicht ganz geheuer war. Ein schmaler Anstieg und die Kurven eng, damit nicht genug, am rechten Rand ging es nach unten ohne Fahrbahnbegrenzung. Ich schwitzte Blut und Wasser und betete das der Fahrbahnrand die 9 Tonnen halten würde. Aber am Ende wurden wir für phänomenale Ausblicke belohnt.

Rincon Pulpe
Blick in der Ferne das Meer

An diesem Abend saßen wir bis weit nach Mitternacht draußen und genossen den tollen Sternenhimmel bei lauen Temperaturen. Am Morgen fuhr beim Frühstück ein 3 Achser LKW an unserem lauschigen Platz vorbei, er kam aber aus der anderen Richtung. Das war doch ein gutes Zeichen, wir konnten also den anderen Weg ohne Probleme den Berg nach La Huerta runter fahren. Doch auch das war falsch gedacht. In einer Kurve mussten wir mit Flip vor und zurück fahren, sonst wären wir dort nicht durch gekommen. Wie hatte der Fahrer des 3 Achser LKW das gemacht. Wir hatten beide große Fragezeichen im Gesicht.

Jetzt ging es weiter nach Sorbas zu den Höhlen. Eine echte Touristenattraktion, die „Cuevas de Sorbas“. Wir wollten die Höhlen und anschließend die Wüste von Tabernas und die Westernstadt Tabernas besichtigen. Leider wurden die Höhlen an diesem Nachmittag wegen der „Corona Pandemie“ für lange Zeit geschlossen.

Sorbas

Die Dame an der Rezeption der Höhlen war sehr nett und machte uns ein paar Vorschläge wo wir einen schönen Platz zum Stehen fänden um der Dinge zu harren die jetzt kamen. Sie empfahl uns das Ökodorf „Molinos de Rio Aquas“ und die dazugehörige Schlucht zu erkunden. Das Dorf war nur ein paar Kilometer von den Höhlen entfernt. In Los Molinos wohnen Leute aus allen Teilen der Welt. Sie haben sich zur kleinen autarken Gemeinde zusammengefunden. Das Dorf war früher ein Mühlendorf, die Bauern kamen von überall her und ließen ihr Getreide hier mahlen. Doch in den 50er Jahren sank der Wasserstand des Flusses, so dass bald das Leben aus dem Dorf verschwand. Bald schon war das Dorf unbewohnt. Irgendwann wurde das Dorf entdeckt und von den Briten auf Vordermann gebracht. Zu einem geringen Pachtpreis überließ die Regierung den Leuten das Dorf, froh das sie sich darum kümmerten. Wir haben uns das Dorf angeschaut und die Schlucht um Los Molinos erkundet.

Schlucht bei Los Molinos
schöne Strecke

In einem der Häuser wohnte ein Schwede der sich um den Wanderweg und die Pflanzen am Weg kümmert. Zwischendurch würde er aber auch zu Fuß durch die Schlucht zum Arbeiten nach Sorbas gehen. Er hatte sich in den Felsenhöhlen Lagerräume geschaffen und lebte hier sehr gerne. Vieles was ich wissen wollte konnte ich leider nicht fragen. Warum spricht nicht alle Welt die gleiche Sprache?

das Haus des Schweden

Den Platz bei „Los Molinos“ verließen wir nach 3 Tagen um einen Platz zu finden, auf dem wir den Beginn der Corona- Ausgangssperre aushalten wollten. Ab kommenden Montag wurde in ganz Spanien die absolute Ausgangssperre verhängt. Außer zum Einkaufen, Arzttermin und zum Versorgen kranker Angehöriger durfte man nicht mehr nach draußen. Das war morgen. So nutzten wir den Tag um unsere Wasserreserven aufzufüllen und zum Volltanken, sowie einen guten Platz zu finden. Der fand sich dann auch in der Rambla Cala del Plomo bei Aqua Amarga direkt am Meer. Leider war der Strand mit rotem Flatterband gesperrt. Eine Strandbucht für uns fast ganz allein. Außer uns waren noch zwei Bus-Camper dort und ein kleines Wohnmobil. Die Bus-Camper waren eine Frau, etwa Mitte 60, alleinreisend und ein Mann mittleren Alters, der im Bus lebt und sich immer in Spanien aufhält. Die Frau fand ich toll, das sie so ganz alleine durch die Lande reist. Den Wohnmobilfahrer bekamen wir nur einmal zu Gesicht.

Cala del Plomo Aqua Amarga
unser Strand
ganz allein

Ab und an gingen wir doch an diesen schönen Strand fanden Krebse und erfreuten uns an diesem tollen Bild. In einer Nacht war ich auch dort, es ist faszinierend und unheimlich zusammen, diese Urgewalt der Wellen in der Dunkelheit. Als Licht nur ein unbeschreiblicher Sternenhimmel über dir hat man das Gefühl die Wellen wollten einen mitreißen. Schnell wieder ins Bett dort ist es nämlich eher beruhigend die Brandung zu hören. Wir standen etwa 3 Tage am Strand Cala del Plomo, als Starkregen gemeldet wurde. Da wir in der Rambla standen war es ratsam sich einen anderen Platz zu suchen. Wir hatten uns entschieden zurück zu dem Platz zwischen „Los Negros“ und „Campohermosa“ zu fahren. Etwa 300 m von unserem ersten Stellplatz dort, fanden wir einen gute Stelle mit festem Untergrund und etwas erhöht. So konnte der gemeldete Starkregen kommen und wir waren sicher, dort auch wieder gut wegzukommen. Der Regen kam nicht, dafür waren wir jetzt aber wegen der Quarantäne auf diesem Platz festgebunden. Nur noch zum Einkaufen und eventuell zum Wasserholen durften wir den Platz verlassen. Gut an diesem Ort war, es gab keine richtige Zufahrtstraße, kein Haus, kein Mensch im Umkreis von ca. 3 km. Und die Aussicht war auch sehr schön.


unser Vorgarten

Unser Vorgarten war eine einzige riesige Blumenwiese und außer dem Brummen der Insekten war nichts zu hören. Stimmt nicht ganz zweimal am Tag kam der Ziegenhirte mit seinen 40 Ziegen in ca. 300 m Entfernung vorbei, winkte und führte die Herde durch die Hügel. In der Zeit hörten wir die Glocken der Herde.

Leitdamen der Herde

Ein schönes Fleckchen das wir gefunden hatten. Doch irgendwie mussten wir uns auch die Zeit vertreiben, denn mindestens 14 Tage sollte anfangs die strikte Ausgangssperre gelten. Wir konnten uns ohne das es jemand mitbekam draußen bewegen. So kamen wir auf die Idee einige kleine Arbeiten am Fahrzeug zu erledigen. Stefan polierte das Fahrerhaus und wechselte den Anlasser. Ich machte Großputz und saß in der Wiese und las. Wir packten unseren Drachen aus und ließen ihn steigen, machten ein paar Flugversuche mit dem ferngesteuerten Hubschrauber und wanderten auch in der Gegend umher. Fanden lustige Käfer, Skorpione und Blumen in allen Farben und Formen.

Ölkäfer
unter jedem Stein könnte ein Skorpion sein
kleiner Chef großer Arbeiter
weiße Fetthenne

Wir versuchten uns die Zeit zu vertreiben, die wir lieber auf der Weiterreise durch Andalusien verbracht hätten. Morgens schliefen wir lange, frühstückten lange, gingen täglich bei allen Wetterlagen in unserer Umgebung spazieren und verbrachten viel Zeit im Internet. So konnten wir Kontakt halten und waren nicht ganz alleine. Geburtstagsgrüße an unsere Familienangehörigen und Freunde konnten wir verschicken und mit Kuchen den wir an diesen Tagen backten, mitfeiern. Gelobt war Spaniens guter Internet- Empfang. So konnten wir auch die Situation weiter verfolgen und erfuhren auch von der Verlängerung der Ausgangssperre und wie es in der Welt aussah. Sogar die Natur hatte „Corona Zustände“ angenommen, wie dieser gemeine Natternkopf, der einsam für sich alleine stand.

einsamer gemeiner Natternkopf

So langsam schlich sich die Langeweile ein und wir überlegten: bleiben oder nach Hause fahren. Unser ursprüngliches Ziel auch nach Portugal zu kommen hatten wir schon vorher abgeschrieben. Bei unserem Reisetempo konnten wir das unmöglich schaffen, den wir mussten ja Ende Mai zurück zu Hause sein. Da wir uns noch nicht entscheiden konnten begannen wir unsere neue Heimat zu kennzeichnen und einzunehmen. Wir begannen mit dem Bau einer Einfahrtsmauer und dem Ausmeiseln eines Denkmals.

Muskelkraft und Schweissperlen

Wenn wir irgendwann wieder an diesen Platz zurück kommen sollten, oder andere „Wegelagerer“ diesen Platz finden sollten, würden sie auf unseren Spuren wandeln können.

unsere Hofeinfahrt

Am Tag der Fertigstellung verließen wir unseren liebgewonnenen Platz umd machten uns auf die Heimreise. Das Abenteuer Andalusien muss leider auf ein ander Mal verschoben werden. Aber wir kommen sicher wieder.

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